Pfandverlust in deutschen Großstädten: Wie viel Flaschenpfand verschwindet jeden Monat?

Die nachfolgende Infografik zeigt wie hoch das Pfandsammelpotenzial in den größten Städten Deutschlands ist. Die Summen sind unglaublich und das bei einer durchschnittlichen Pfandverlustquote von ca. 4 %. Also nur 4 % aller Pfandgebinde gehen dem Wirtschaftskeislauf verloren und belasten die Umwelt. Das Geld liegt sprichwörtlich auf der Straße.

Jedes Jahr gehen Millionen an Flaschenpfand in Deutschland verloren – einfach, weil Flaschen und Dosen nicht zurückgebracht werden. Doch wie groß ist dieses Problem wirklich, und was bedeutet das für eine Stadt wie Dresden oder sogar für die 25 größten Städte Deutschlands? In diesem Blogpost rechne ich vor, wie der monatliche Pfandverlust pro Einwohner zustande kommt und wie hoch der Gesamtverlust für deutsche Städte ist.

Wie kommt der Pfandverlust zustande?

In Deutschland gibt es seit vielen Jahren das Pfandsystem für Getränkeverpackungen. Ziel ist es, möglichst viele Flaschen und Dosen wieder in den Wertstoffkreislauf zu bringen. Trotzdem landen jedes Jahr Millionen Flaschen im Müll, im Restmüll, am Straßenrand oder verschwinden schlicht aus dem System – das Pfand darauf wird nicht eingelöst und verbleibt als „unsichtbarer Umweltverlust“.

Aber wie groß ist dieser Pfandverlust überhaupt – zum Beispiel für eine Stadt wie Dresden?
Um das herauszufinden, muss man ein paar Annahmen treffen und die wichtigsten Zahlen zusammenführen.

Getränkeumsatz pro Jahr: Ausgangspunkt unserer Rechnung

Laut statistischen Erhebungen geben Menschen in Deutschland im Durchschnitt rund 480 Euro pro Jahr für Getränke aus – das umfasst sowohl alkoholfreie als auch alkoholische Getränke und schließt Einzelhandel sowie Supermärkte mit ein.

  • Dresden hat aktuell ca. 574.000 Einwohner (Stand 2024).
  • Daraus ergibt sich für die Stadt ein geschätzter Getränkeumsatz von ca. 250 Millionen Euro pro Jahr (nur Einzelhandel/Supermärkte, ohne Gastronomie).

Das ist unser Ausgangswert.

Anteil pfandpflichtiger Gebinde

Mit der Pfanderweiterung der letzten Jahre (2022–2024) sind fast alle Getränkeflaschen und -dosen pfandpflichtig geworden – von Wasser und Softdrinks über Bier bis hin zu Fruchtsäften und seit kurzem auch Milchgetränken in Plastikflaschen.

Schätzung:
Rund 90 % des gesamten Getränkeumsatzes entfallen heute auf pfandpflichtige Gebinde.
Rechnung: 90 % von 250 Mio. € = 225 Mio. € pro Jahr mit pfandpflichtigen Flaschen/Dosen.

Wie viel Flaschen und Dosen sind das?

Der durchschnittliche Preis einer Flasche oder Dose (ohne Pfand) liegt bei etwa 1,20 €.
Das ergibt rund 187 Millionen verkaufte Gebinde pro Jahr in Dresden (225 Mio. € / 1,20 €).

Wie viel Pfand wird eingenommen?

Nicht alle Flaschen und Dosen haben denselben Pfandbetrag:

  • Einweg-Pfand (PET/Dose): 0,25 €
  • Mehrweg-Pfand: 0,08–0,15 €

Schätzung:

  • ⅔ aller Flaschen/Dosen sind Einweg: 125 Mio. x 0,25 € = 31,25 Mio. €
  • ⅓ sind Mehrweg: 62 Mio. x 0,15 € = 9,3 Mio. €
  • Gesamtes Pfandaufkommen pro Jahr: ca. 40,6 Mio. €

Der eigentliche Pfandverlust: Die 4 %-Regel

Untersuchungen und Studien gehen davon aus, dass etwa 4 % des ausgegebenen Flaschenpfands in Deutschland nie zurückgeholt wird – weil Flaschen und Dosen weggeworfen, vergessen oder einfach nie eingelöst werden.

Das bedeutet für Dresden:

  • 4 % von 40,6 Mio. € = 1,62 Mio. € Pfandverlust pro Jahr
  • Pro Monat: 1,62 Mio. € / 12 ≈ 135.000 €

Was bedeutet das pro Einwohner?

  • Dresden: 135.000 € Pfandverlust pro Monat
  • Einwohnerzahl: 574.000

Pro Kopf macht das rund 24 Cent pro Monat.
Oder aufs Jahr gerechnet: rund 2,80 € pro Dresdner.

Übertragbarkeit: So sieht es in anderen Großstädten aus

Diese Rechnung ist nicht nur für Dresden relevant – sie lässt sich auf die meisten deutschen Städte übertragen, weil Konsumverhalten und Rückgabequoten bundesweit ähnlich sind.
Hier ein Auszug für die 10 größten deutschen Städte (Schätzung auf Basis von 0,24 €/Monat pro Einwohner):

Stadt Einwohner (2024) Monatlicher Pfandverlust (€)
Berlin 3.685.000 869.900
Hamburg 1.862.000 439.200
München 1.505.000 355.200
Köln 1.025.000 241.600
Frankfurt 756.000 178.400
Düsseldorf 618.000 145.900
Stuttgart 613.000 144.600
Leipzig 612.000 144.200
Dortmund 603.000 142.400
Bremen 586.000 138.300

Der bundesweite Pfandverlust pro Monat liegt auf Basis dieser Werte bei über 19 Millionen Euro.

Was passiert mit dem verlorenen Pfand?

Das Geld, das als Pfand nicht zurückgeholt wird, bleibt in der Regel beim Handel oder wird in Umwelt- und Recyclingprojekte investiert. Für die Umwelt ist das aber trotzdem ein Problem:
Jede nicht zurückgegebene Flasche ist ein Rohstoffverlust und potenziell zusätzlicher Müll.

Infografik: Pfandverlust in deutschen Großstädten

Um das Problem anschaulich zu machen, findest du hier eine Infografik, die den monatlichen Pfandverlust der 10 größten deutschen Städte visualisiert – basierend auf den oben genannten Annahmen.

Pfandverlust pro Monat in den größten deutschen Städten
Diese Infografik zum Pfandpotzenzial in der Umwelt darf gerne geteilt und wiederverwendet werden, wenn eine entsprechende Referenz erfolgt.

Fazit: Kleine Beträge, großer Hebel

Der Pfandverlust klingt pro Person nach wenig – rund 24 Cent im Monat. Doch auf eine Großstadt hochgerechnet, entsteht eine Summe, die sich sehen lassen kann. Allein in Berlin gehen fast 900.000 Euro pro Monat an Pfand verloren. Das zeigt:
Pfand zurückbringen lohnt sich – für die eigene Tasche und für die Umwelt.

Quellen:

  • Statistisches Bundesamt
  • Umweltbundesamt
  • Handelsverband Deutschland
  • Eigene Berechnung auf Basis aktueller Bevölkerungszahlen und Konsumdaten (2024)

Transparenzhinweis:
Alle Werte sind Schätzungen auf Basis der aktuell besten verfügbaren Daten und können je nach Region leicht schwanken. Die Rechnung orientiert sich an bundesdeutschen Durchschnittswerten und aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen (Pfandpflicht).

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